Patanjali

Einer der wohl bekanntesten Autoren antiker Yogatexte ist der Weise Patanjali. Es wird gesagt, dass seine Yoga Sutren das meist übersetzte Werk der Antike ist, ein Bestseller sozusagen. Die Sutren wurden jedoch lange Zeit vergessen und erst im 19. Jh. durch Swami Vivekananda, vor allem im Westen, wieder in den Mittelpunkt gerückt.

Historisch nachweisbar?

Die Art wie wir Yoga heute praktizieren hängt stark mit den Schriften des alten Meisters zusammen. Patanjali – historisch nachweisbar? Man ordnet Patanjali zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert nach Christus ein und auch wenn seine Existenz historisch nicht zweifellos bestätigt werden kann, hat er, und vor allem seine Yoga Sutren, einen bleibenden Eindruck in der Welt des Yoga hinterlassen.Über die historische Figur Patanjali wird viel diskutiert. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass der alte Weise mehrere wichtige Schriften neben den Yoga Sutren verfasst hat. Darunter ein Werk über die heilige Sprache des Sanskrit, den Raja Yoga und die Heilmethoden des Ayurveda. Wieder andere Historiker sprechen bei Patanjali jedoch über eine Erfindung und versuchen zu beweisen, dass die oben genannten Werke von mehreren anderen Autoren verfasst wurden. Ein genauer Beweis kann bis jetzt noch nicht erbracht werden und die Yogawelt wartet noch gespannt auf weitere Erkenntnisse.

Patanjali und die Schlange

Patanjali gilt als Inkarnation Sheshas und wird deshalb auch oft als Schlange oder Mischwesen zwischen Schlange und Mensch dargestellt. Shesha oder Sheshanaga ist ein wichtiger Gott im Hinduismus und wird als einer der ersten Urwesen auf diesem Planeten angesehen. Oft sieht man die Darstellung dieses mythische Wesens im Hinduismus zusammen mit dem Gott Vishnu, dem „Erhalter“, der sich auf der großen Schlange von seinen göttlichen Pflichten ausruht.

Die Yoga Sutren

Es gibt viele Schriften einzelner Philosophien, die den Yoga damals wie Heute stark beeinflussen. Die Upanishaden, die Veden und die Mahabarata sind nur ein paar Beispiele. Der Text, der vor allem den modernen Yoga am meisten beeinflusste, stammt wohl aus Patanjalis Feder – Die Yoga Sutren. Als Ziel des Yoga nennt Patanjali in den Sutren, das Innehalten und zur Ruhe kommen des Citta (Geist / „mind“), was zu einem Zustand großer Klarheit und friedlichen „im Selbst ruhen“ führt.

So erfahren wir laut Patanjali Einheit. In diesem berühmten Werk wird jahrtausende altes Wissen in eine übersichtliche Zusammenfassugn von vier Kapiteln gegliedert:

Kapitel 1

1.Kapitel:  Samadhi Pada und das Thema des „meinenden Selbst“ Das Meinende Selbst ist laut Yoga Sutren keinem bestimmten Ort im Körper zuzuordnen und hat auch keine Form, daher kann es nur über seine Tätigkeiten definiert werden. Zu diesen Tätigkeiten zählen „Smriti“ (die Fähigkeit der Erinnerung), „Vikalpa“ (die Vorstellungskraft), „Nidra“ (vollkommen zur Ruhe kommen), „Âgama Pramana“ (das Zuhören und Interpretieren), „Anumana-Pramana“ (schlussfolgern) und „Pratyakasa Pramana“ (die unmittelbare Erkenntnis, welche durch Stille und Innehaltung der Wahrnehmung aus dem Selbst auftaucht). Dies sind alles Fähigkeiten des Geistes, die unser „meinendes Selbst“ definieren und uns helfen sollen Probleme zu lösen.

All diese Fähigkeiten des Citta können uns aber nicht nur bei der Lösung von Problemen sondern gleichzeitig auch beim finden der Wahrheit helfen.

Kapitel 2

Patanjali beschreibt im Sutra 2:3, dass der Grund menschlichen Unglücks aber auch dessen Heilung bei den 5 Kleshas (Störfaktoren) liegt. Diese sind (falsche) Wahrheit, Egoismus, Anhaftung, Abneigung und Furcht [vor dem Tod]. Im Sadhana Pada, dem Kapitel der Übung, wird auf die fünf Kleshas näher eingegangen. Die Kleshas sind belastende, tiefsitzende Kräfte, die unser Tun und Denken beeinflussen: „Avidya“ (Falsches Wissen), „Asmita“ (übertriebender Egoismus), „Raga“ (übertriebene Anhaftung,) „Dvesha“ (übertriebene Abneigung) und „Abhinivesha“ (die Angst vor Unbekanntem).

Das Yogasutra erläutert weiter, dass diese tief in uns liegenden Kleshas, Handlungsneigungen („Samskaras“) in uns auslösen. So entstehen Handlungen die gar nicht bewusst erfolgen, sondern Erinnerungen oder Erfahrungen zur Grundlage unseres Handelns machen, welche wiederum zur Grundlage für Triebhaftigkeit werden. Dadurch stärkt sich der Kreislauf der Kleshas und Samskaras ständig selbst. Der erste Schritt aus diesem Kreislauf herauszutreten ist das Problem zu erkennen, um es dann loslassen zu können.

Das 3. und 4. Kapitel der Sutren geht in eine noch tiefgreifendere Richtung und werden in der Regel weniger oft zitiert oder in Yoga Trainings als Unterrichtsmaterial herangezogen.

Kapitel 3

Kurz gefasst handelt das 3.Kapitel, Vibhooti Pada von Dharana, Dhyana, Samyama, Parinama und beschreibt, Techniken, die dem Yogi helfen immer tiefer in die Meditation zu finden. Unter anderem kann der Praktiziernde dann hellsehende Kräfte, die sogenannten Siddhis, erreichen. Diese Kräfte werden Heute noch in den geschäftigen Straßen Indiens von Yogis zur Schau gestellt.

Kapitel 4

Im 4.Kapitel, Kaivalya Pada wird von „Isolation“ oder dem Prozess der Befreiund und Isolierung sowie der Realität des transzendierten Ego gesprochen. Patanjali beschreibt hier, dass all unser Tun, wie auch im Karma Yoga beschrieben, vollkommen absichtslos gestaltet werden soll. Das bedeutet kein Anhaften an das eigene Handlung, keine Erwartung an ein besonderes Ergebnis. Dies erfordert volle Kontrolle über citta – unseren denkenden Geist.

Patanjali definiert Yoga in den Yoga Sutren außerdem mit Hilfe der 8 Glieder, die es zu meistern gilt. Mehr dazu kannst du in unserem Artikel über den 8gliedrigen Pfad nachlesen.

Es gibt zahlreiche Interpretationen und Zusammenfassungen der Yoga Sutren. Viele Yogalehrer lassen die Lehren dieser alten Schriften in ihren Unterricht einfließen und geben ihre eigenen Interpretationen wieder.

Selbststudium

Nichts kommt am Ende jedoch an die Erfahrung heran die alten Worte selbst zu lesen und das Wissen Satz für Satz auf sich wirken zu lassen. Jedem Praktizierenden, der wahrhaftig in das Thema Yoga eintauchen möchte, empfehle ich die Yoga Sutren Patanjalis in kleinen Häppchen immer wider zu lesen.

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