Asana

Der Begriff Asana kann als „Körperhaltung“ oder im klassischen Sinne auch als „Sitz“ verstanden werden. Patanjali beschreibt in seinen Yoga Sutren Asana mit den Worten: Sthiram (stabil, stark) sukham (leicht, friedvoll, bequem) asanam (Haltung). Jede Asana sollte demnach eine gewisse Stabilität sowie Leichtigkeit aufweisen. Angewendet auf unsere eigene Praxis können diese Attribute wunderbar richtungsweisend dienen. Die ideale (innere) Haltung im Yoga ist insofern ein Mix aus Stabilität, Stärke verbunden mit angenehmer Leichtigkeit.

Der Ursprung von Asana

In Zeiten des frühen Yoga waren die Menschen noch nicht mit der Problematik eines steifen Körpers aufgrund mangelnder Bewegung konfrontiert. Es gab nur eine Asana: den Lotossitz oder Schneidersitz. Man übte sich also im Sitzen, um so durch Konzentration und Fokussierung des Geistes zu einem höheren Bewusstseinszustand zu gelangen. Asanas wie wir sie heute kennen, entwickelten sich aus dem Hatha Yoga. Die damaligen Yogis erkannten, dass sich die Energiebahnen und psychischen Zentren durch bestimmte Körperhaltungen öffnen ließen und in Folge dessen nicht nur körperliche sondern ebenso geistige Kontrolle erfahrbar ist. Ursprünglich wurden Asanas demnach als energetischer Reinigungsprozess und Vorstufe zum eigentlichen Zweck, der tiefen Meditation, ausgeübt.

Heute gibt es eine Vielzahl an Asanas, die uns einladen auf diesen inneren Weg der Selbsterkenntnis zu gehen. Denn das Ziel bleibt auch Jahrhunderte nach der ersten Aufzeichnung dieser Körperhaltungen das gleiche – die Hinwendung zu unserer wahren Natur, die Entwicklung unseres Bewusstseins und unserem bewussten Sein. Yoga ist seit jeher eine spirituelle Praxis, welche uns mit unserer innewohnenden Kraft verbindet, uns Vitalität, Freude, Kreativität und ein Gefühl der gesunden Losgelöstheit schenkt. So gehen wir gestärkt, vertrauensvoll und im wahrsten Sinne des Wortes aufrecht und in Balance durch unseren Alltag, erleben uns offener, zugänglicher, freudvoller in all unseren Beziehungen. Ein wahres Geschenk.

Die Wirkungsweise von Asana

Bei all den Vorzügen scheint es legitim zu fragen – was ist eigentlich das Geheimnis der Asana Praxis, sieht doch eigentlich aus wie pure Gymnastik? Was passiert auf der körperlich/geistigen Ebene und löst dieses wohlige Gefühl energetischer Frische aus?

Gewiss, von außen betrachtet könnte man meinen, bei Asana handelt es sich um eine Form der Gymnastik. Doch bei genauerer Beschäftigung mit den spezifischen Wirkungsmechanismen von Gymnastik bzw. Sport und Yoga Asana wird schnell klar, dass dieser Vergleich nicht zutreffend ist. Denn Gymnastik/Sport bzw. das Praktizieren von Asana haben einen ganz unterschiedlichen Einfluss auf unseren Körper. Während bei der Ausübung der Asanas Atmung und Stoffwechsel verlangsamt werden sowie der Sauerstoffverbrauch und die Körpertemperatur sinken, entsteht bei Gymnastik bzw. Sport genau Gegenteiliges. Asanas stimulieren darüber hinaus Drüsen und innere Organe auf ganz spezifische Art und Weise und erzeugen Veränderung hinsichtlich elektrochemischer Aktivität des Nervensystems. All das kann von reinen Körperhaltungen nicht behauptet werden.

Asana Praxis ist demnach viel mehr als pures Verbiegen und Verweilen in bestimmten Positionen. Es ist eine körperliche Achtsamkeitspraxis und Meditation in Bewegung, welche durch Dehnen, Öffnen der energetischen (pranischen) Wege und Stimulation der inneren Organe körperliche Gesundheit fördert.

Das Wort Prana ist mittlerweile in unserem Sprachgebrauch angekommen und kann als Vitalenergie verstanden werden, welche unseren gesamten Körper in Form bestimmter Bahnen

und Kanäle – sogenannter Nadis – durchdringt. Sie erhält unsere Gesundheit und ist zuständig für unseren Metabolismus. Ebenso ist sie die universelle Kraft hinter allem und zeigt sich in unserem Handeln und Denken, unserem Willen sowie den Gefühlen. Kann diese Energie ungehindert fließen, wird der Mensch als aktiv, konzentriert und freudig wahrgenommen. Ist Prana jedoch blockiert kommt es zu einer Ansammlung von Giften, was wiederum Spannungen, Steifheit und generell Destabilisierung entstehen lässt.

Im Yoga werden Körper und Geist als zwei miteinander verwobene Entitäten betrachtet. Das heißt, körperliche Verspannungen beispielsweise haben Auswirkungen auf unseren Geist und umgekehrt. Indem wir uns in unserer Asana Praxis auf körperlicher Ebene „entspannen“ und Blockaden lösen, geschieht gleichzeitig auf mentaler Ebene ein Lösen emotionaler Verspannungen oder Unterdrückungen. Blockierte Energie wird somit freigesetzt und vitalisiert unser gesamtes System.

Tipps für eine gesunde Asana Praxis

Um Asana für dich in einem gesunden Rahmen zu praktizieren, könntest du dir folgende grundlegenden Richtlinien zu Herzen nehmen.

Achtsamkeit

Auch wenn es den Anschein haben mag, Yoga sei eine rein körperliche Übung, geht es doch um weit mehr. Es ist ein stetiges Spüren, Grenzen ausloten, Herantasten, Wahrnehmen – kurz gesagt, Yoga ist eine Achtsamkeitsschule. Die Praxis birgt die Möglichkeit Hinzuhören und alle Ebenen des Seins zu harmonisieren. Das mag nicht immer angenehm sein, denn häufig werden wir auf der Matte mit tiefsitzenden Gedankenmustern, Emotionen etc. konfrontiert. Diese als solche wahrzunehmen, zuzulassen und zu akzeptieren ist ebenso ein wichtiger Aspekt des Begriffs Achtsamkeit.

Die Praxis ist kein Wettbewerb

Grundsätzlich gilt – Yoga ist kein Wettbewerb. Manche Asanas sind wahre Akrobatik Meisterstücke und verleiten dazu, die eigenen körperlichen Grenzen zu missachten. Körper sind jedoch so individuell, wie unsere Seelen. Was dem einen gut und mit Leichtigkeit gelingt, mag schmerzend für den anderen sein. Deshalb bleibe bei dir, gehe verantwortungsvoll mit deinem Körper um und übe dich in Achtsamkeit mit deiner ganz eigenen, individuellen Praxis.

Lass dich von deinem Atem leiten

Achtsames Praktizieren meint nicht nur die körperlich/geistigen Empfindungen wahrzunehmen, sondern ebenso im Fluss des eigenen Atems zu üben. Der Atem führt uns durch unsere Praxis und zeigt uns sehr genau, wann wir über unsere Grenzen gehen. Bewegung sollte in Verbundenheit mit gleichmäßigem Ein- und Ausatmen geschehen. So erleben wir uns auf der Matte in einem mit Leichtigkeit durchzogenem, meditativem Yoga.

Unterstütze deine Praxis mit Hilfsmittel

Scheue nicht davor zurück Hilfsmittel zu verwenden, sei es ein Block, Gurte, ein Kissen oder eine gefaltete Decke. Diese Tools können deinen Körper wunderbar darin unterstützen, in bestimmten Haltungen ausgerichteter bzw. aufgerichteter zu sein und lassen dich somit die Wirkung der einzelnen Asanas deutlicher spüren.

Achtsame Progression

Asana zu praktizieren bedeutet ebenso geduldig zu sein, mit sich, mit der eigenen Praxis. Beginne dich langsam und mit Bedacht an schwierigere Asanas heranzutasten. Gib deinem Körper Zeit sich zu öffnen, bereite ihn mit leichteren Haltungen auf herausfordernde vor und gleiche diese immer

mit entsprechenden Gegenbewegungen aus.