Gelebte Philosophie im Hier und Jetzt

Die Yoga Philosophie beinhaltet viele Lehren und Geschichten, die die Kunst eines tugendhaften, ehrlichen Lebens erläutern. Es gibt zahlreiche Epen und Bücher, die man sich zu gemüte führen kann um tiefer in das Thema der Yoga Philosophie einzutauchen. Da wäre zum Beispiel die Bhagavad Gita, die schon von großen Denkern wie Göthe oder Henry David Thoreau, dem ersten westlichen Author, der über Yoga geschrieben hat, geschätzt wurde:

„Das Buch das mich in meinem ganzen Leben am meisten erleuchtet hat.“”

– Göthe

„Jeden Morgen bade ich meinen Intellekt in der gewaltigen und weltschöpferischen Philosophie der Bhagavad-gita … dagegen scheint unsere moderne Zivilisation und unsere Literatur kläglich und trivial.“

  • Henry David Thoreau 

Aber wie können wir diese Weisheiten in unserer heutigen Zeit, unserer heutigen Gesellschaft und unserem Alltag einbauen?

Yoga ist keine Religion

Vorerst ist festzuhalten, dass es sich bei Yoga um keine Religion handelt. Religion ist ein “Gruppenerlebnis”. Es ist eine Energie des ersten Chakras. Menschen fühlen sich durch Religion verbunden und bilden eine Gemeinschaft innerhalb derer gewisse Regeln gelten. Spiritualität auf der anderen Seite ist eine Energie des siebten Chakras. Das Kronenchakra hilft uns, uns mit einer Energie, die größer ist als wir selbst, zu verbinden Yoga kann als der Weg zum siebten Chakra verstanden werden. Wenn du dir den acht gliedrigen Pfad von Patanjali nocheinmal in Erinnerung rufst, dann weißt du, dass der letzte Pfad Samadhi ist, das höchste Ziel, die innere Freiheit. Yoga ist der Weg dorthin.

Yoga beginnt bei einem gesunden Körper und einer gesunden Ernährung, beschäftigt sich weiter mit einer moralisch guten Einstellung zum Leben und zeigt schließlich einen Weg zu Fokus und einem gesunden Geist, durch Pranayama und Meditation. Yoga ist also eine Hilfestellung, um zu einem Leben zu finden, dass dir Frieden bringt. Die alten philosophischen Schriften können uns helfen diesen Weg zu beschreiten

Yamas und Niyamas – eine Philosophie für den Alltag

Um die jahrtausende alte Philosophie in unseren Alltag zu integrieren, müssen wir verstehen, dass Yoga sehr viel mehr ist als Asanas und Atmung. Yoga kann eine Hilfe für ein rechtes Leben sein, eine Lebensphilosophie sozusagen. Orientiert man sich beispielsweise am acht gliedrigen Pfad bekommt man gleich zu Beginn einen guten Eindruck, wie ein Yogi im Alltag handelt. Die Yamas und Niyamas beschreiben die wichtigsten Grundsätze für ein liebevolles Zusammenleben und einer gelungenen Beziehung zu sich selbst.

Die Yamas lauten nicht verletzen, nicht lügen, nicht stehlen, Selbstbeherrschung und nicht anhaften. Die Niyamas beinhalten Reinheit, Zufriedenheit, Disziplin, (Selbst)Studium und Hingabe.

Ahimsa

Betrachtet man beispielsweise das Yama ahimsa (keine Gewalt) genauer, sieht man, dass sich dieses philosophische Prinzip auf viele Lebenslagen anwenden lässt. Gewaltlosigkeit kann damit beginnen, wie man seine Mitmenschen behandelt.

Man kann es aber auch auf den Umgang mit sich selbst beziehen – gönne ich mir Pausen wenn ich sie brauche? Praktiziere ich mein Yoga mit Liebe für meinen Körper?

Was sind die Gedanken, die ich mir über mich selbst mache, sind sie liebevoll und positiv? Und was für eine Nahrung nehme ich zu mir? Esse ich Fleisch, das von einem Tier stammt, das sein Leben lang leiden musste? Nach dem Prinzip der Gewaltlosigkeit zu leben bringt friedvolle Energie in unseren Alltag und hilft uns in so manchen unklaren Situationen die richtige Entscheidung zu treffen.

Tapas

Ein weiteres Beispiel für das Anwenden der yogischen Philosophie im Alltag ist tapas (Disziplin). Wir haben im Westen oft den Drang diszipliniert zu sein. Sei es in der Arbeit, im privaten Leben, beim essen oder im Sport. Dabei vergessen wir oft, dass Disziplin nicht zwingend das durchdrücken einer bestimmten Aufgabe oder eines Ziels ist. Yoga lehrt uns, dass auch tapas liebevoll praktiziert werden können. Natürlich ist es wichtig jeden Tag auf die Matte zu steigen und zu praktizieren oder jeden Tag pünktlich in der Arbeit zu erscheinen. Aber Disziplin im yogischen Sinne bedeutet auch, dass man bedacht auf die Matte steigt und praktiziert was der Körper gerade braucht. Es bedeutet nicht zu weit in eine Pose zu gehen und das Ego hinter sich zu lassen.

Tapas bedeutet auch, diszipliniert genug zu sein, um nein sagen zu können und auf seine Energie acht zu geben. Vielleicht kein weiteres Projekt im Büro anzunehmen, auch wenn man die Zeit dafür gerade hat. Das Prinzip der tapas lehrt uns, dass man den Geist auch diszipliniert nähren und enstpannen muss, um weiterhin Leistung zu bringen.

Karma Yoga

Der „Yoga der Tat“, ist einer der sechs Wege im Yoga und wird als Prinzip der selbstlosen Tat praktiziert. Die Philosophie des selbstlosen Dienens ist eine weitere wunderbare Möglichkeit, das uralte Wissen des Yoga in unseren Alltag zu integrieren. Karma Yogis wissen, dass Hass und Egoismus schlechtes Karma mit sich bringen und dass dieses Karma durch selbstlose Taten aufgelöst werden kann.

Und auch wenn man das Prinzip des Karma noch nicht verinnerlicht hat oder man nicht daran glauben möchte, dient uns Karma Yoga dazu ein gutesdemütiges, selbstloses Leben zu führen und das wirkt sich nicht nur positiv auf uns, sondern auch auf unsere Umwelt aus. Wenn wir einen Bonus in der Arbeit erhalten und Karma Yoga praktizieren, verspüren wir vielleicht das Bedürfnis einen Teil davon an Leute zu geben, die nicht so viel haben wie wir.

Wenn wir in einer Lebensphase sind, in der wir ausreichend Zeit zur Verfügung haben, dann möchten wir diese Zeit vielleicht mit einsamen Menschen teilen. Oder wenn das Haus das nächste mal vom Duft eines frischen Backabenteuers erfüllt wird, dann verspüren wir vielleicht den Drang das Ergebnis mit unseren Nachbarn zu teilen. Egal welche Situation dir in deinem Alltag begegnet, Karma Yoga hilft dir selbstlos und liebevoll in ihr aufzugehen.

Yoga Philosophie funktioniert also nicht nur auf Papier oder für große Denker. Sie hilft uns mehr Bewusstsein, Liebe und Achtsamkeit in unsere Tage zu bringen. In so manchen ratlosen Stunden kann das Aufschlagen der Bhagavad Gita uns den richtigen Weg weisen und die Gedanken und Ansätze der großen Philosophen können uns beflügeln unser bestes Selbst zum Vorschein zu bringen.