4 Yogawege
In den antiken und philosophischen Schriften des Yoga werden verschiedene Pfade beschrieben, die ein Yogi beschreiten kann um ein bewusstes Leben in dieser irdischen Inkarnation zu führen und schließlich Samadhi zu erlangen. Ich darf vorwegnehmen, dass die vier Wege, um die es in diesem Artikel gehen wird, nicht das Aufwärmen des Körpers, das Praktizieren von Asanas, Savasana und das Chanten eines Oms am Ende einer Yogaklasse sind, wie es eine klassische Yogaeinheit des 21. Jahrhunderts vermuten lassen würde. Es geht vielmehr um eine Interpretation Swami Vivekanandas, der um 1900 die verschiedenen Wege zu vier Hauptpfaden zusammenfasste, um diese vor allem einem westlichen Publikum zugänglich zu machen.
Karma Yoga
„Tu deine weltliche Pflicht, aber ohne irgendeine Bindung an sie oder irgendein Begehren nach ihrem Ertrag. Bleibe geistig stets auf das Göttliche ausgerichtet. Lass dies zu einer so selbstverständlichen Gewohnheit werden wie deine Atmung oder deinen Herzschlag.“
– „Bhagavad Gita – Eine zeitgemäße Version für westliche Leser“, S.57 [Jack Hawley (HRSG)]
Der “Yoga der Tat” orientiert sich nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Alles Handeln soll demnach gewissen ethischen Prinzipien folgen, die verhindern sollen, dass Karma kreiert wird und helfen bereits angesammeltes Karma abzubauen. Als Karma Yogi ist man sich bewusst, dass alles aus Energie besteht und dadurch alles mit dem wir in Verbindung kommen unser Karma beeinflussen kann. Dies gilt für das Essen, das wir konsumieren, Beziehungen, die wir führen oder das Geld, das wir verdienen. Um ein Leben zu führen, indem wir so wenig wie möglich Karma ansammeln, hält man sich nicht nur an die kramischen ethik Prinzipien, sondern folgt ebenso seinem persönlichen dharma, den Pflichten, die man erfüllen muss oder auch sein individueller Lebensweg. Weiters ist einem Karma Yogi bewusst, dass er handelt ohne sich selbst als Handelnden zu sehen, ohne ein bestimmtes Ergebnis zu erwarten und außerdem, dass er handelt ohne jegliche persönliche Motivation. Wie schon in der Bhagavad Gita geschrieben steht ist es Gott, der durch uns handelt. Wir sin die Bahn durch die die göttliche Energie fließt.
Bhakti Yoga
Der “Yoga der Hingabe” bezieht sich auf bedingungslose Liebe, die man erfährt, indem man Gott näher kommt. Ein Weg dies zu erreichen ist selbstloses Handeln. Alles Handeln wird selbstlos indem man es anderen, der Natur oder Gott darbringt. Ein schönes Beispiel einer Bhakti Hingabe sind die Altare die man in Indien findet. Diese werden täglich liebevoll mit frischen Blumengirlanden und anderen Gaben beschmückt. Oft wird in ashrams das Essen erst dem Altar, also Gott, dargebracht bevor man es selbst verzehrt. Diese regelmäßige selbstlose Handlung hilft bedingungslose Liebe zu erfahren und samadhi näher zu kommen. Eine eigene bhakti Praxis können wir zum Beispiel durch das Errichten eines persönlichen Altars beginnen. Du kannst auf deinem Altar alles plazieren was für dich eine spirituelle Symbolik hat. Heilsteine, Salbei, Muscheln oder Figuren von verschiedenen Deities. Widme dich bedingungslos einmal am Tag deinem Altar und schmücke ihn mit Blumen oder rezitiere Mantras oder Gebete. Nütze den Weg des Bhakti Yoga um dich mit deinem spirituellen Ich zu verbinden.
Jnana Yoga
Der “Yoga der Erkenntnis” beschreibt den Weg zu Gott durch das Verwenden des Verstandes, des Intellekts und des Wissens. Jnana Yoga möchte, dass der Praktizierende versteht, dass er sat cit ananda ist – „ewige, bewusste Glückseeligkeit“. Alles andere sind bloß Schichten der Seele und diese können durch göttliches Wissen aufgelöst werden. In der Bhagavad Gita wird beschrieben, dass sich Jnana Yoga mit den drei gunas beschäftigt, den Grundeigenschaften der Natur, aus denen sich alles Leben zusammensetzt. Demnach ist alles sattva, tamas und rajas – „Balance / Reinheit“, „Finsternis / Trägheit“ und „Leidenschaft / Aktivität“. Es wird außerdem oft von brahman gesprochen, dem höchsten universellen Prinzip, dem spirituelle Zentrum des Universums. Zu verstehen, dass alles eins ist hilft uns samadhi zu erreichen.
Laut den Philosophien des Jnana Yoga gibt es vier Mittel, die dem Praktizierenden helfen zur Erlösung zufinden:
- Viveka – die Unterscheidung zwischen Realität und Illusion
- Vairagya – abwenden von weltlichen Dingen
- Shad-Sampat – sechs Tugenden zur Unterscheidung und Loslösung von Illusion
- Mumukshutva – der intensive Wunsch zur Befreiung
Raja Yoga
Dies ist der Königswe höchsten Wissens, das königliche Geheimnis schlechthin – die Kenntnis sowohl von der sichtbaren als auch der unsichtbaren Gottheit.
– „Bhagavad Gita – Eine zeitgemäße Version für westliche Leser“, S.129 [Jack Hawley (HRSG)]
Raja Yoga wird auch der Königsweg genannt, da das Wort raja in Sanskrit so viel wie „König“ bedeutet. In der Bhagavad Gita wird der acht gliedrige Pfad das erste Mal erwähnt und in Verbindung mit dem Weg des Raja Yoga gebracht. Laut den alten Schriften rüstet sich ein Student des Raja Yoga mit Unterscheidungskraft und Loslösung, um Ruhe, Sättigung und Konzentration zu finden und vor allem ein starkes Verlangen nach Freiheit und Befreiung zu erfahren, das einem auf dem Weg des Raja Pfades antreibt. Krishna erklärt in der Bhagavad Gita, dass diejenigen, die nur an brahman denken und ihm in allem was sie tun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken sicher gehen können, dass all ihre Bedürfnisse in diesem irdischen Leben erfüllt werden.
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