Sonnengruß
Oft habe ich das Gefühl, dass der Sonnengruß auf viele Yoga – Anfänger abschreckend wirkt. Man hat dieses feste Bild einer sehr alten Bewegungsabfolge im Kopf, die unbedingt richtig ausgeführt werden muss. Der Sonnengruß ist jedoch viel mehr als das befolgen fester Atem – und Bewegungsabläufe.
Surya Namaskar
Der Sanskrit Name kommt vom hinduistischen Sonnengott Surya. Man glaubt, dass diese Abfolge von Bewegungen schon jahrtausende alt ist. Sie wurde im alten Indien ursprünglich am frühen Morgen mit dem Aufgehen der Sonne praktiziert, um den Sonnengott zu ehren, ohne den es kein Leben gäbe. Der klassische Sonnengruß setzt sich aus zwölf Asanas zusammen. Dieser Zahl wurden verschiedene Bedeutungen nachgesagt. Sie kann für die zwölf Namen des Sonnengottes, die zwölf Monate eines Jahres oder die zwölf Sonnenstunden eines Tages stehen.
Die Bewegungen des Sonnengrußes alleine stellen schon eine wunderbar ausgeglichene Praxis für unseren Körper dar. Er bringt die Energie in Bewegung und lässt sie durch den ganzen Körper fließen. Außerdem werden alle unsere Hauptmuskelgruppen im Verlauf eines Sonnengrußes gestärkt, weshalb er oft als Aufwärmübung zu Beginn einer Yogaklasse praktiziert wird.
Die vielen Gesichter des Sonnengrußes
Viele kennen das vielleicht: man meint sich die Abfolgen des Surya Namaskar endlich gemerkt zu haben und kaum besucht man eine Yogaklasse mit einer anderen Lehrerin oder Lehrer wird das ganze Wissen wieder auf die Probe gestellt. Der Grund dafür ist, dass der Sonnengruß viele Gesichter hat. Es gibt ihn nach Pattabhi Jois in der Ausführung A und B, außerdem wird er im Hatha Yoga etwas anders unterrichtet als im Vinyasa Yoga und zusätzlich gibt es unzählige Modifikationen für Beginner oder abgeänderte Varianten, je nach Laune des Unterrichtenden.
Sonnengruß im Hatha und im Vinyasa Yoga
Um darauf etwas genauer einzugehen möchte ich kurz die Unterschiede zwischen Surya Namaskar im Hatha und Surya Namaskar im Vinyasa Yoga erklären.
Wie bereits erwähnt besteht die Bewegungsabfolge aus zwölf Asanas.
Hatha | Vinyasa |
Samasthiti. Beginn im Stehen mit den Händen vor deinem Herzen | Samasthiti. Beginn im Stehen mit den Händen vor deinem Herzen |
Tadasana. Streck die Arme hoch | Tadasana. Streck die Arme hoch |
Uttanasana. Begib dich in die Vorbeuge | Uttanasana. Begib dich in die Vorbeuge |
Anjaneyasana. Steig in den Low Lunge | Ardha Uttanasana. Halbe Vorbeuge |
Phalakasana. Und dann in die Brettpose | Phalakasana. Spring direkt in die Brettpose |
Ashtangasana. Von hier gib Kinn, Knie und Brustkorb in die Achtpunkt Stellung | Chaturanga Dandasana. Komm in die Stockhaltung |
Bhujangasana. Und komm in die Kobra | Bhujangasana. Und in die Kobra |
Adho Mukha Svanasana. Und in den hinabschauenden Hund | Adho Mukha Svanasana. Dannin den hinabschauenden Hund |
Anjaneyasana. Steig dann wieder in den Low Lunge | Ardha Uttanasana. Spring nach vor und begib dich in die halbe Vorbeuge |
Uttanasana. Und zurück in die Vorbeuge | Uttanasana. Vorbeuge |
Tadasana. Am Ende komm nach oben in die gestreckte Haltung | Tadasana. Am Ende komm nach oben in die gestreckte Haltung |
Samasthiti. Und schließlich wieder in die Ausganspose mit deinen Händen in Namaste vor dem Herzen. | Samasthiti. Und schließlich wieder in die Ausganspose mit deinen Händen in Namaste vor dem Herzen. |
Die Vinyasa Variante ist, wie der Vinyasa Yoga selbst, die dynamische Variante, die mehr Kraft und vielleicht auch ein wenig mehr Yogaerfahrung voraussetzt. Welche Variante für dich die bessere ist kannst nur du bestimmen.
Der Sonnengruß und die Atmung
Die Idee hinter dem Sonnengruß ist, dass dich die Bewegung irgendwann einfach mitnimmt. Ohne dass du viel darüber nachdenken musst was du machst kommst du langsam in eine bewegte Meditation. Um diesen Zustand der Konzentration zu erreichen, verbinden wir jede Bewegung mit einem Atemzug. Du beginnst mit einer Ausatmung, atmest ein in die Bergpose und aus in die Vorbeuge, ein in den Low Lunge, aus….
Der Sonnengruß als Rahmen für deine eigene kreative Bewegung
Diese ganzen Regeln und Varianten sollten dich aber nicht abschrecken. Vielmehr würde ich empfehlen, dass du eine Art des Sonnengruß findest, die mit dir am meisten resoniert. Versteif dich nicht zu sehr auf richtig und falsch sondern versuch dich in die bewegte Meditation mitreißen zu lassen und dich von der Bewegung komplett einnehmen zu lassen. Vor allem als Beginner wird man oft vom eigenständigen Praktizieren abgeschreckt, weil man nicht weiß was genau man nach einer Pose als nächstes machen soll. Der Sonnengruß hilft dir eine art Richtlinie festzulegen, ob du alles genau nach dem Regelwerk machen möchtest entscheidest du selbst. Yoga ist für mich eine Kunstform, die hilft mein Innen nach Außen zu projizieren und mich auf den Körper und dessen Bedürfnisse zu konzentrieren. Niemand außer dir kann also wissen, welche Bewegung dein Körper als nächstes braucht.
Ich ehre und schätze das alte Wissen des Yoga und es hat einen außerordentlich wichtigen Stellenwert für mich und trotzdem empfehle ich immer wieder: bevor du dich von einem festen Regelwerk abschrecken lässt, lass lieber deiner Kreativität freien lauf und erfahre dich in der Bewegung selbst. Alles Wissen drum herum kommt mit der Zeit und wird deine Bewegungen wieder ein wenig beeinflussen.
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