Auszeit

Die Welt steht auf dem Kopf. Wahlen da. Rechtsrutsche dort. Und dort. Und dort auch. Unwetter. Katastrophen. Konflikte. Kriege. Hier aktuelle einfügen. Momentan, ohne Vollständigkeit. Ukraine. Russland. Israel. Gaza. Syrien. Und das sind „nur“ jene, die so groß sind, dass man sie nicht übersehen kann. Sie sind bedrohlich, nah. Oder? Die nächste Krise kommt bestimmt. Zusätzlich nicht stattdessen. Vielleicht ein neuer Virus. Die Vögel sind grad ziemlich oft krank. Die Wirtschaft ist ohnehin ein ewiger Patient. Oder ein Akutfall. Inflation. Pleiten. Insolvenzen. Und das Ganze mit viel Kakao. Mehr als uns lieb ist. Es soll aber doch immer mehr werden. Die Menschen haben weniger Geld, dafür mehr Angst. Ich halt’s kaum aus, was soll’s, gehen wir Mariahilfer Straße, schauen, nicht shoppen, Schnäppchennomanden im Internet, in Yogastudios, dann Black out, oh nein, Black Friday, meine Schwester sagt, das Kinderspielzeug sei da billiger als an anderen Tagen, nicht nur im Netz, für die Kleine, zu Weihnachten, ach ja, das steht vor der Tür. Die Welt ist fertig.

Was hat das hier in dieser Kolumne verloren?

Wir Menschen suchen Lösungen, Ausgleich, oder Pausen. Yoga kommt da vielen in den Sinn. Für jene die Yoga nicht nur als Fitnessprogramm betrachten. Ja, Yoga ist körperlich. Aber ich meine das anders.

Yoga ist ganzheitlich, um diesen rostigen Begriff zu verwenden. Yoga: das ist eine Richtlinie, ein Anleitung oder Hilfestellung. (Das englische Wort guideline trifft es fast noch eine Spur besser.) Für das Leben. Im Umgang mit der Umwelt, sich selbst, dem Körper, usw. Keine strikten Regeln. Obwohl es strenge Auslegungen gibt. Keine Vorschriften. Nur Empfehlungen. Wir können frei wählen. Das kann eine Qual sein.

Es geht um Integration.

Diese „alten Weisheiten“ des Yoga ins Leben jetzt zu integrieren. (Yamas, Niyamas, Kleshas, Gunas, … Hier könnte ich stundenlang ins Detail gehen – und werde es auch eventuell auch an anderer Stelle – es ist dennoch immer individuell.) Darum geht es. Außer man möchte Eremit:in werden und die Erleuchtung anstreben. Meine Freundin L. hat dies als ihr Ziel gewählt, sie kann nicht mehr so gut mit der Gesellschaft, „funktioniert“ nicht so, wie es erwartet wird, sie will sich auch gar nicht mehr damit und mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen. (A long story short: Sie hat sich das Leben so geregelt, damit sie diese Möglichkeit hat, und ist bereit auf vieles zu verzichten. Das ist ihre Entscheidung.) Wollen wir nicht auch alle einmal die Augen verschließen vor all diesen Hässlichkeiten?

Die Welt hört aber nicht auf.

Yoga und Mediation sind nicht die Lösung. Sie können aber auch Auszeit sein, unter all den vielen Auszeiten, die das Leben einem bietet. Jede Person findet jene, die am besten zu ihr und ihrem Alltag passt. Vielmehr als Auszeit sind Yoga und Mediation auch Wege (ebenso unter vielen), mit all dem Chaos rundherum besser umzugehen zu können. Und um sich besser kennenzulernen und wertzuschätzen, ohne sich ständig zu vergleichen, wer ist besser, wer hat mehr, wer ist größer, stärker, schneller, you name it.

Bei sich bleiben ist aber keine Aufforderung egoistisch zu werden. Im Gegenteil.

Yoga ist auch Umgang mit dem Atem, den Sinnen und dem Geist.

Ganz schön schwierig Ruhe zu bewahren, wenn alles so laut ist. Ich lasse mich ein bisschen mittreiben, von den Ereignissen überfordern und ziehe mich zurück, atme durch, besinne mich ohne besinnlich zu werden, und dann geht’s wieder von vorne los oder umgekehrt. Konzentriere mich. Meditiere. Die innere Freiheit muss noch warten. Ich kaufe meiner süßen, dreijährigen Nichte gerne ein Geschenk, egal an welchem Tag. Das gebe ich natürlich dem Christkind. Mit der Wunschliste zur Rettung der Welt. Die Hoffnung auf den Weltfrieden muss man nicht aufgeben.

Namaste.

Etienne Thierry

INFOS Ausbildung Achtsamkeits- und Meditationstrainer*in

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