Hinduismus

Hinter der drittgrößten Religionsgruppe der Welt stecken viele Traditionen, Symbole und Fakten. Einige davon soll dieser Artikel hervorheben um die vielen Facetten des Hinduismus ein wenig hervor zu heben.

Ursprünge des Hinduismus

Der Hinduismus ist nicht nur die drittgrößte Religionsgruppe unserer heutigen Zeit, sondern hat seine Wurzeln auch in der drittgrößten Wiege der menschlichen Hochkultur, der Induskultur. Diese Kultur entwickelte sich um 2800 – 1800 v.Chr. In der Gegend des Ganges, in Teilen des heutigen Pakistan und Indien, wobei die Vorläufer der Induskultur wohl bis ins 7.Jahrtausend zurückreichen. Funde aus dieser frühen Hochkultur weisen auf Yogis, sowie Atem- und Meditationstechniken hin, die wohl schon damals praktiziert wurden. Aus dieser Zeit kommt das sogenannte manusmrti, das Gesetzbuch des Manu, das Fundament der hinduistischen Gesellschaft, das die Grundlagen der hinduistischen Religion sowie der hinduistischen Verhaltensweisen beinhaltet.

Santana Dharma

Der Begriff „Hinduismus“ wurde eigentlich von den Europäern erfunden, als diese damals nach Indien kamen. In Sanskrit spricht man von santana dharma, der „ewigen Ordnung“. Auch wenn der Hinduismus eine Vielzahl von Traditionen, Ritualen und auch Göttern beinhaltet geht es im Prinzip viel mehr um diese ewige Ordnung. Sie stellt eine Art Grundethos dar, der gutes Handeln und rechte Pflichten gegenüber der Gesellschaft vorgibt. Santana Dharma beschreibt also die Pflichten eines jeden Hindus, unabhängig von Alter, Kaste oder sonstigen Zugehörigkeiten. Diese Pflichten lebt jedes Individuum in Zusammenhang mit seinem eigenen dharma – dem individuell rechten Weg, dem Grund warum man auf dieser Erde ist oder auch dem „Lebenszweck“. Laut hinduistischem Glauben ist das Leben der Menschen auf diesem Planeten sicher gestellt, wenn jedes Individuum seinem dharma folgt.

Die heiligen Schriften und wichtigsten Götter im Hinduismus

Neben dem santana dhrama entwickelten sich im laufe der Jahrhunderte tausende wenn nicht Millionen von Göttern, die im Hinduismus meist in bunt geschmückten Tempeln verehrt werden. Abgesehen von Krishna sind Brahma, Vishnu und Shiva wohl die bedeutensten Gottheiten und bilden gemeinsam eine Art Treifaltigkeit, die man in Indien trimurti nennt. Diese Entwicklung des trimurti geschah jedoch erst im 6. Jh.n.Ch., mit den Versen der acht großen Puranas, was so viel wie „antik“ oder „alt“ bedeutet. In diesen Schriften wurden Brahma, Vishnu und Shiva als Hauptgottheiten festgelegt, um einen Überlblick über die Vielzahl der hinduistischen Gottheiten zu gewinnen. Man orientierte sich an dem Weltschöpfer (Brahma), Welterhalter (Vishnu), und Weltzerstörer (Shiva).

Zu jeder großen Gottheit im Hinduismus findet sich ein weibliches Gegenüber, wie zum Beispiel Rhada, die Gefährtin Krishnas und außerdem eine Vielzahl von Begleitgottheiten, wie beispielsweise Hanuman, der Begleiter Ramas. Einige Schätzungen über die Anzahl von Gottheiten im Hinduismus reichen bis zu über 300 Millionen.

Informationen über die Gottheiten und ihre Qualitäten stammen großteils aus den Veden, den heiligen Schriften des Hinduismus. Aber nicht nur genaue Erläuterungen über die Götterwelt findet sich in den Veden, auch zahlreiches Wissen über den Menschen, rechtes Leben, Mathematik und vieles mehr. Das heilige Wissen (Veda), auf dem die Schriften basieren, stammt aus den alten Priesterfamilien Indiens und wurde über Generationen nur mündlich weitergegeben und schließlich verschriftlicht.

Niedergeschrieben wurden vier Sammlungen (4 Veden), die weitere Schriften wie beispielsweise die berühmten Upanishaden beinhalten, die Meditation, Philosophie und spirituelle Weisheiten beschreiben. Auch die Bhagavad Gita, kurz Gita, gehört zu den bekanntesten Manuskripten der Hindus. Sie ist Teil der Mahabarata, einem sanskrit Epos mit 200 tausend Versen. 

Die Gita erzählt von den Dialogen Arjunas und Krishnas während des Dharma Yudha (gerechter Krieg) und beschreibt die Wichtigkeit der Selbstfindung, sowie der Vereinigung mit Gott. Dieses spirituelle Werk in Gedichtform stellt nicht nur für Hindus, sonder auch für spirituelle Sucher des Westens seit jeher einen wichtigen Orientierungspunkt bei der Suche nach „dem Einen“ dar.

Krishna

80% der in Indien lebenden Inder sind Hindus und davon sieht ein großer Teil Krishna als deren Hauptgottheit an. Krishna ist, ähnlich wie Christus im Christentum, die Verkörperung des Idealmenschen. Die achte Inkarnation Vishnus ist eine der beliebtesten Gottheiten im Hinduismus und kennzeichnet sich durch sein jungenhaftes Aussehen, seine blaue Hautfarbe und sein liebstes Musikinstrument, der Flöte, aus. Der Charakter dieser absoluten Gottheit lässt ebenfalls an den eines Jungen erinnern. In den heiligen Schriften wird oft beschrieben wie Krishna sein ungezogenes Verhalten auslebt, wenn er beispielsweise Butter von den Gopis, den Kuhhirtinnen, stielt. Vielleicht sind genau diese frechen Verhaltensweisen der Grund warum Sri Krishna unter den hinduistischen Glaubensanhängern so beliebt ist.

Wichtige Symbole im Hinduismus

Es gibt viele Symbole die man bei einem Indienaufenthalt immer wieder entdeckt oder in Yogastudios zu Hause auf Wänden sieht. Das wahrscheinlich meistbekannteste Symbol des Hinduismus ist das Om (auch Aum), das Symbol hinduistischer und spiritueller Erkenntnis und Kraft. Man sagt, dass der Klang aum der erste Ton des Universums war, also die erste Vibration, der Beginn von allem. In den Veden bzw. vedischen Ritualen wird jeder Vers durch ein Om eingeleitet. Die verschiedenen Bestandteile des Symbols stehen für das Körperliche, das Geistige, das Unbewusste und das höchste Bewusstsein.

Ein weiteres uraltes und heiliges Symbol der Hindus ist das Swastika, welches für Spiritualität und Göttlichkeit steht und von den Nationalsozialisten im zweiten Weltkrieg entfremdet wurde. Noch heute ist im Westen diese Negativverbindung zu diesem Symbol nicht aufgelöst.

Die Darstellungen der Lotosblume hingegen verbindet man auch bei uns im Westen mit Spiritualität und Schönheit. Im Hinduismus steht sie für spirituelle Reinheit und viele Götter werden symbolisch mit der Lotosblume in der Hand dargestellt.

laut und bunt

Die Vielzahl von Traditionen, Göttern und Symbolen im Hinduismus spiegelt auch die Auslebung dieses Glaubens wieder. Im Hinduismus, der seine Wurzeln in einer jahrtausende alten Hochkultur trägt, wird nicht nur still gebetet und meditiert. Dem Glauben der Hindus wird oft in Form von lauten Festen und bunt geschmückten Tempeln Ausdruck verliehen und ist daher sicher eine der farbenfrohsten und fröhlichsten Religionen unserer Zeit. Als Ziel des Lebens gilt es hier, die Einheit von Atman (absolutes Selbst) und Brahman (Weltseele, das Absolute) zu erkennen und im Zuge einer ewigen Ordnung sein Leben zu gestalten. Dazu dient der Weg der Meditation, des Yoga und der existentiellen Erkenntnis.

Autor:

Carmen Jedinger
Yoga Alliance zertifizierte Yogalehrerin
Weiterbildungen: Anahata Yoga, Vinyasa Yoga, Alignment Yoga, Yoga Therapie