Chakren – Svadhisthana
Die Schlange will nach oben. Das ist ihr Weg. Ich will mich wehren. Ich kann nicht. Und ganz unten beginnt es zu brennen. Wie heiße Steinplatten am Körper. Auf dem Körper. Im Körper. Die unterste wird angezündet. Ich will weg. Erster Impuls. Ich kann mich aber nicht bewegen. Die Schlange hält mich fest.
Sich ergeben
Ich war krank am Anfang des Jahres. Covid-19 hat mich damals erwischt. Oder die echte Grippe. Oder etwas anderes ganz Schlimmes. Ganz sicher. Laut Doktor Google. Ein grippaler Infekt. Oder tausend andere Möglichkeiten. Laut Doktorin, in real life. Unspektakulär für meine innere Hypochonder:in, also leider sehr unbefriedigend. Irgendetwas, das gerade umgehe, meinte die Ärztin wohlwollend. Beruhigend war es trotzdem nicht. Irgendwas Hartes. Irgendetwas Hartnäckiges. Es hat mich gefühlt Wochen gebremst. Ich konnte die Krankheit zuerst nicht akzeptieren. Als Yogalehrer:in kann das dann ziemlich schnell existenziell werden. Kann ich unterrichten, wenn ja, stecke ich jemanden an, lasse ich mich vertreten, wie geht sich das finanziell aus, zusätzlich zur Raummiete und co.? Ein Sesselkreis an Fragen mit viel zu wenig Stühlen. Man dreht seine Runden und hofft beim Stopp der Musik einen Platz zu bekommen. Leider, für dich heute nicht! Keine Antwort. Und so windet man sich durch und versucht damit umzugehen, zu lösen, was akut nicht einfach zu lösen ist.
Wenn ich krank bin, dann schlägt sich das sehr oft auf meine Stimmung und der Antrieb, der bereits körperlich gelähmt ist, kommt auch psychisch, und zwar komplett, ins Stocken. Manchmal jedoch ist so eine von außen erzwungene Pause auch gut und kommt genau dann, wenn man sie vielleicht nicht will, aber braucht.
Irgendwann habe ich mich also ergeben. Hände hoch! Das hilft. Ich darf krank sein.
Flüssig bleiben
Als es mir soweit besser ging, dass ich ohne Gliederschmerzen und Schwindelanfälle die Kalahari, meine ungesaugte Staub-Lurch-Wohnung, durchkreuzen konnte, habe ich entschieden an einem Meditations- und Yoga-Workshop teilzunehmen, für den ich mich vor Monaten angemeldet hatte. Trotz meiner eingeschränkten Kräfte. Und über Umwege. Zoom sei Dank. Besser als nichts, dachte ich, obwohl dies bei weitem nicht die gleiche Qualität hat, als direkt vor Ort zu sein und wirklich alles zu spüren. Körperlich war ich allerdings schnell am Limit, konnte ohnehin nur „dehnen“. Auch das Meditieren war nicht einfach, ganz und gar nicht. Meine Mühe wurde dann aber belohnt, denn ich habe einen anderen Blick auf das Krank-Sein bekommen. Ja, das gehört dazu, so abgedroschen es klingt. Es hat mir wieder einmal gezeigt, wie wertvoll es ist, gesund zu sein, man schätzt es nur nicht, oder nicht genug, und vor allem habe ich die Wichtigkeit erkannt, flüssig, locker, beweglich zu bleiben. Agil. Körperlich und geistig. Und, neben all dem, die Freude nicht zu verlieren. Klingt leicht, ist verdammt schwer.
Feuer entfachen
Zuerst war sie im Darm, jetzt in den Nieren, und den Geschlechtsteilen und dann … Die zweite Platte wird angezündet. Die Schlange bringt sie zum Kochen. Auf hoher Flamme.
Sakralchakra als Thema des Workshops. Es hat mit Flüssigkeit zu tun, mit Bewegung, mit Frühling, mit Erwachen, natürlich hat es auch mit Sexualität zu tun. Für Offenheit und die Akzeptanz des Andersseins. Auch wenn dies oft nur in Blasen vorhanden ist. Dem siebten Bezirk Wiens. Den siebten Bezirken anderer Städte quasi. In manchen Serien. Film. Musik. Kunst. Manchen Sportarten. Yoga. Etc. Anderes Thema. Anderer Ort.
Sakralchakra
Es steht jedoch auch für ein anderes Brennen. Während ich krank war, habe ich mich wieder daran erinnert, wofür ich brenne, auch wenn es gerade nicht geht, oder nicht so geht, wie ich gerne hätte und dass es wichtig ist (wieder) weiter zu machen. Svadhisthana ist der Antrieb.
Der Antrieb schlechthin.
Das Element der Bewegung im Sinne des Sakralchakras, also die Flüssigkeit und Verspieltheit, waren einige der Beweggründe, warum ich mich vor Jahren von der relativ starren Abfolge des Ashtanga Yoga entfernt und eine zusätzliche Hatha-Yoga-Ausbildung gemacht habe. Mein Unterricht ist quasi flüssiger geworden, verspielter. Bei all meiner Affinität zu Ashtanga, auch als mein erster Berührungspunkt mit Yoga, ich persönlich wollte mehr Freiheit im Unterricht, spüren was brauchen meine Schüler:innen, was kann ich gerade geben. Mir hat Unterrichten immer Spaß gemacht und das tut es heute noch – ich wollte, dass es so bleibt und zusätzlich etwas Lockerheit reinbringen.
So angezündet, angefacht, brennend, steigt sie nun weiter, auf, rauf, nach oben, die Schlange.
Etienne Thierry
INFOS Weiterbildung Chakrenyoga
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